Vor-Ort-Analytik mit Multimetern bei der Grundwasserprobenahme

Die notwendige Renaissance der Langzeitumweltbeobachtung

Weltmesstag​ am 20. Mai
Vor-Ort-Analytik mit Multimetern bei der Grundwasserprobenahme
Foto: Robert Lehmann
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Meldung vom: | Verfasser/in: Univ.-Prof. Dr. Kai Uwe Totsche

„Langzeitbeobachtung“ eine unabdingbare Voraussetzung für Bevölkerungsschutz und Daseinsvorsorge

Stationskontrolle und Datensicherung im Langzeitbodenwassermonitoring

Foto: Robert Lehmann

– die notwendige Renaissance der Umweltbeobachtung in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung

Messreihen in hoher Auflösung über lange Zeiträume sind die Voraussetzung für fundierte Aussagen zum Klimawandel und dessen Auswirkungen. Nur wenn wir das Auftreten von Wettereignissen und Witterungsextremen vollständig erfassen, lässt sich beurteilen, ob es langfristige Veränderungen gegeben hat und wie unsere Umwelt in der Zukunft wahrscheinlich aussehen wird.

Das Klima ändert sich – und wird sich weiter ändern! Die Auswirkungen dieser Klimaänderungen auf Witterungs- und die Wetterphänomene sind mittlerweile für nahezu Jede und Jeden erfahrbar. Wohin die Entwicklung geht und wie schnell sich Klima und Umwelt und dadurch unser unmittelbares Lebensumfeld ändern, lässt sich verlässlich nur durch Auswertung der mittels „Langzeitbeobachtung“, d.h. Messung von Klima- und Umweltvariablen, gewonnenen Zeitreihen verifizieren.

Ein Charakteristikum der Auswirkungen des Klimawandels ist die Zunahme extremer Wetter- und Witterungslagen: Heftige Stürme, stundenlange Sturzregen, Hitzetage und Hitzenächte, orangengroßer Hagelschlag, sommerliche Dürreperioden, winterliche Extremkälteperioden: Wetter- und Witterungslagen, die in der Vergangenheit als „Jahrhundertereignisse“ die Schlagzeilen und „Sensationen“ in der Presse bildeten, treten mit wachsender Häufigkeit auf und beschränken sich nicht auf bestimmte Regionen. Die „Extremereignisse“ der Vergangenheit werden das „neue Normal“ der nahen Zukunft sein. Die kurze Dauer der Extremwettereignisse, teilweise mit Dauern von nur wenigen Stunden, erfordert, die Langzeitbeobachtung in hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung durchzuführen – nur so wird es möglich sein, die uns noch verborgenen Trends und Entwicklungen „aus den Zeitreihen“ herauszulesen und darauf aufbauend Strategien zu entwickeln und Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz und der Daseinsvorsorge abzuleiten.

Aber das gilt nicht nur für Wetterdaten. Auch für andere Bereiche wie die Gewässerqualität, die Ökosystemstabilität, oder die Geodynamik sind kontinuierlich erfasste Daten in hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung notwendig, da nahezu alle Sektoren direkt oder indirekt von den auf Basis dieser Daten abgeleiteten Trends und Entwicklungen abhängig sind: seien es die Land- und Forstwirtschaft, die Energiewirtschaft, vor allem im Bereich der regenerativen Energien, Gewerbe und Industrie, die Wasserwirtschaft mit der Prozesswasser- und Trinkwasserversorgung, die nicht nur in Thüringen überwiegend aus dem Grundwasser sichergestellt wird, oder der Tourismus.

Langzeitbeobachtung mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung und die simultane synoptische Auswertung dieser Zeitreihen mit regionaler Differenzierung sind daher  – wieder  – als hoheitliche Aufgabe zu verankern und infrastrukturell wie personell hinreichend auszustatten.

Univ.-Prof. Dr. Kai Uwe Totsche

Internationaler Weltmesstag​

Bodenwassermonitoring

Foto: Rebecca Heß

Der internationale Tag des Messens (World Metrology DayExterner Link) erinnert an die im Jahr 1875 unterzeichnete internationale Meterkonvention (BIPM and OIML 2022Externer Link) und wird seit 2000 begangen.

Das Motto des Weltmesstags 2022 lautet "Metrology in the Digital Era" und trägt der revolutionären Entwicklung digitaler Messtechniken für die Gesellschaft - für wissenschaftliche Entdeckungen, Innovation, industrielle Produktion, internationalen Handel, Verbesserung der Lebensbedingungen und für globalen Umweltschutz - Rechnung (BIPM and OIML 2022Externer Link).